Liebe Freundinnen und Freunde von Tansaniakids, liebe Bekannte und Verwandte,
heute möchte ich euch darüber informieren, was im «Ebenezer Orphanage Centre» in Ifakara in diesem Jahr passiert ist.
Im August reisten Sigi Hitu, Rolf und ich gemeinsam nach Ifakara ins Waisenhaus. Diesmal konnten wir die neu ausgebaute Schnellzugstrecke über Morogoro nutzen, was die Anreise ein wenig komfortabler gestaltete und schneller war, als die Gesamtstrecke mit dem Bus zurückzulegen.
George holte uns in Ifakara vom Busbahnhof ab und brachte uns ins Waisenhaus, wo die beiden Gästezimmer für uns bereits hergerichtet waren. Wie immer wurden wir von den Kindern freudig begrüßt.
Sigi Hitu, ein tansanischer Künstler hatte große Pläne und war auf Talentsuche. Er erklärte den aufmerksamen Kindern das zukünftige Malprojekt – die Kinder waren leicht zu begeistern. Eifrig begannen sie zu zeichnen und präsentierten stolz ihre Bilder. Pascali ist besonders begabt und kann hoffentlich nachhaltig gefördert werden.
Für die Kinder hatten wir einige Sachspenden mitgebracht. Vor allem Kleidung und Schuhe, aber auch Spielsachen, wie Bälle, Frisbee und Lego. Die Freude war groß und die Kinder nutzten sofort die neuen Spielmöglichkeiten.
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Natürlich überzeugten wir uns mit eigenen Augen vom Stand der Dinge vor Ort. Die Schweinezucht wurde vergrößert und eine Sau hatte gerade zu unserer Freude acht Ferkel geworfen. Die Ziegen- und Hühnerzucht wurde ebenfalls professionell erweitert. George, der das Waisenhaus nun mit seiner Frau Teddy leitet, erklärte uns, dass er Abnehmer für ca. 200 Hühnern vor allem für große Familienfeste habe und seine Zucht in der Region bekannt sei. Außerdem gab es eine Kuh. Jeden Nachmittag nach der Schule brachten die Kinder bündelweise frisches Gras für die acht Ziegen und die Kuh, was sie auf dem Heimweg geschnitten hatten. Überhaupt beteiligten sich Klein und Groß an den anfallenden Arbeiten wie Waschen, Kochen, das Gelände reinigen, Holz stapeln und Ähnlichem.
Die Fischzucht gab es nicht mehr, die Kinder hatten die Fische aufgegessen. Es handelte sich bei der Fischzucht um ein befristetes, staatlich gefördertes Projekt. Im Vergleich zum letzten Jahr – zu viel Starkregen und Hochwasser- , stehen die Zeichen gut, dass die Reis – und Maisernte erfolgreich und reichhaltig ausfallen wird.
Franco, der im Juni einen schweren Motorradunfall hatte und fünf Tage im St. Francis Hospital im Koma lag, ist wieder wohl auf.
Mittlerweile haben ein paar der Jungs ihren Schulabschluss erhalten und warten auf einen Ausbildungsplatz. Da diese in Tansania aber rar sind, hat sich George etwas einfallen lassen.
Franco und Charles arbeiten in einer Werkstatt, wo sie „learning by doing“ alte Motorräder reparieren und neue Motorräder aus Einzelteilen zusammenschrauben. Diese Kompetenzen können dann bei den mittlerweile sechs angeschafften Transportfahrzeugen, die ebenfalls durch Vermietung eine Einnahmequelle bieten, hilfreich sein. Auch das Motorradtaxi, das Kepha fährt, kann nun leichter gewartet werden.
Raphaeli, der ein abgeschlossenes Pharmaziestudium hat, arbeitet vorübergehend als Fahrer eines der Transportfahrzeuge, die man mieten kann
Raphaeli und Elisha haben einen Job als Maler. Elisha wäre lieber Pfarrer und hilft deshalb jeden Sonntag beim Kindergottesdienst. Ob er seinen eigentliche Berufswunsch verwirklichen kann, steht derzeit in den Sternen. Kepha, der Bruder von Elisha ist aus Iringa zurückgekehrt und kann nun als Motorradtaxifahrer Geld verdienen. Sobald er genug gespart hat, wird er sich seine eigene Maschine kaufen und auf eigenen Füßen stehen.
Über Samweli Chimbu hatte ich in meinem letzten Brief berichtet. Er hat es geschafft und eine Festanstellung an einer staatlichen, weiterführenden Schule (Secondary School) in Chalinze, in der Nähe von Daressalam bekommen. Herzlichen Glückwunsch für diese neue Lebensperspektive. Auf dem Rückweg nach Daressalam haben wir ihn an seinem neuen Arbeitsplatz besucht. Er wird dort neben seinem Unterricht den Schulgarten leiten, bei dem ihm seine Kenntnisse aus dem Waisenhaus hilfreich sind. Durch diese praktische Gartenarbeit schult man in Tansania alle Schülerinnen und Schüler für die Landwirtschaft. Außerdem verwendet man das selbst angebaute Gemüse in der Schulküche.
Johari Kasanda hat ihr Studium in Moshi zur Ausbilderin von Krankenschwestern sehr erfolgreich abgeschlossen. Dies ist ein sehr erfreuliches Ergebnis vor allem auch vor dem Hintergrund als Alleinerziehende mit einem kleinen Sohn. Sie ist nach Ifakara zurückgekehrt und arbeitet nun im St. Francis Hospital, dem Kreiskrankenhaus. Grace Richard hat das zweite Jahr ihres Studiums sehr erfolgreich beendet und von 5 Fächern vier mit A-Level (Note 1) und eins mit B-Level (Note2) abgeschlossen. Neben dem Studium pflegt sie ein altes Ehepaar, bei dem sie wohnen kann. Wir hoffen nun, dass die Spenden reichen werden, ihr Studium im kommenden Jahr mit einer Spendengemeinschaft zu finanzieren. Christina Kagoi studiert in Dodoma am College Sozialwissenschaft. Geoffrey, Celina und Anton studieren ebenfalls.
Die beiden talentierten Kinder Godibless und Maria besuchen die Internatsschule – Birgit English Medium School- in der bereits Englisch vorrangig unterrichtet wird. Sie haben wir vor Ort besucht. Während der Prüfungen müssen die Schüler auf dem Schulgelände bleiben.
Das Waisenhaus steht dank der unterschiedlichen Einnahmequellen und dem Spendenaufkommen wirtschaftlich gut da. Die Kinder und Jugendlichen sind gesund und in Ausbildung. Problematisch bleibt jedoch die Situation nach dem Schulabschluss, da qualifizierte Arbeitsplätze rar sind. Die gut ausgebildeten Jugendlichen müssen wiederholt einfache Hilfsarbeiten annehmen, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Außerdem gibt es immer wieder kleine und mittlere Pannen. Kurz vor unserer Abreise ist eine Zwischendecke im Schlafraum der Mädchen eingestürzt. Glücklicherweise wurde niemand verletzt und der Schaden am Folgetag fachmännisch behoben.
Während unseres Aufenthalts haben wir in Ifakara den lokalen Markt besucht, auf dem vor allem Kleinhändler ihre Waren anbieten.
Wir machten einen kleinen Ausflug zum Kilombero Fluss, der der Region ihren Namen gab und haben dem Treiben der Fischer zugesehen. Sie fuhren mit ihrem Einbaum auf den Fluss und kamen mit geringer Ausbeute zurück.
Unsere Reise begann und endete in Daressalam. Wer nun glaubt, die wichtigste Stadt Tansanias, Daressalam sei rückständig, muss sich nur die Skyline ansehen, um zu erkennen, dass auch hier die Moderne Einzug gehalten hat.
Von hier aus starten moderne Speedboote nach Zanzibar. Stonetown hat es vor allem durch die Vielfalt erhaltenswerter Türen geschafft als Weltkulturerbe aufgenommen zu werden.
Daneben locken die weiten Strände von Paje an der Ostküste. Sie sind interessant für Strandwanderer und Kitesurfer, für die der milde Wind über dem Indischen Ozean beständig weht.
Die diesjährige Reise war ein beeindruckendes Erlebnis, bei dem wir uns durch die überaus große Gastfreundschaft im Waisenhaus sehr wohlgefühlt haben. Wir sagen danke für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit.
Mama Tecla, die Gründerin des Ebenezer Orphanage Centres, wird uns dank George und Teddy, die ihre Aufgabe nun übernommen haben, für immer in Erinnerung bleiben. Ihre Grabstätte wurde zum ewigen Gedenken im Innenhof des Waisenhauses errichtet.
Liebe Freundinnen und Freunde von Tansaniakids, liebe Bekannte und Verwandte, liebe Unterstützer,
euch allen möchte ich auf diesem Weg von ganzem Herzen im Namen der tansanischen Kinder und Jugendliche für eure Unterstützung und Großzügigkeit danken.
ASANTE SANA – HERZLICHEN DANK
Sibylle Schuppe
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